"Wir müssen die Zusammenarbeit mit der EU wieder stärken"

Für welche Politik steht die Freiburger Ständerätin Isabelle Chassot? Wie positioniert sie sich in Migrationsfragen und bei der Krankenkasse?

Isabelle Chassot (Mitte-Partei) ist seit 2021 für den Kanton Freiburg im Ständerat und möchte ihren Sitz verteidigen. © RadioFr.

Sie nimmt kein Blatt vor den Mund und spricht Klartext. Mindestens im RadioFr.-Interview trifft dies definitiv auf die Ständeratskandidatin Isabelle Chassot zu. Konkrete Lösungen und ihre roten Linien zeigt sie uns auf. Im Gespräch spürt man die ganze Polit-Erfahrung der 58-jährigen Mitte-Politikerin: ehemalige Freiburger Staatsrätin, ehemalige Chefin des Bundesamtes für Kultur, aktuelle Präsidentin der PUK im Falle der Credit Suisse und als Ständerätin in der aussenpolitischen Kommission. 

Die Aussenpolitik: Ihr Kerngebiet

Im Austausch mit Isabelle Chassot merkt man schnell: Viele der aktuellen Probleme der Schweiz sieht sie aus einer globalen Perspektive. Die internationale Lösungsfindung ist für sie zentral. Der Wohlstand in der Schweiz hänge auch von den diversen Verträgen ab, die wir mit der EU haben. Entsprechend frustriert zeigt sich Isabelle Chassot hinsichtlich des bundesrätlichen Abbruchs der Verhandlungen zum EU-Rahmenabkommen, was sie als eine "Katastrophe" bezeichnet:

Wir sind in einer Erosion, die schlecht ist für die Wirtschaft, Forschung, Energie. Wir müssen wieder stärker mit der EU zusammenarbeiten.

Die fehlende Kompromissbereitschaft von rechts und links kritisiert Chassot dabei auch: Sie spricht einerseits die Gewerkschaften an, andererseits aber auch die SVP: "Einige versuchen daraus Kapital zu schlagen und denken, man könne souverän sein. In einem Kontext in Europa mit 460 Millionen EU-Bürgern ist das eine Illusion."

Die Tabus: EU-Beitritt und Atomstrom

Trotz des klaren Bekenntnisses zur EU und dem Rahmenabkommen will Isabelle Chassot keine Zweifel aufkommen lassen. Ein EU-Beitritt ist für sie kein Thema. Auch eine Rückkehr zum Atomstrom, um die Energiekrise zu meistern, will die 58-jährige Ständerätin nicht. An Lösungsideen mangelt es ihr trotz ihrer roten Linien nicht: 

Die Wasserkraft ist das Gold der Schweiz. Ich unterstütze die Projekte zum Ausbau. Ich hoffe, die Umweltschützer widersetzen sich nicht mehr.

Die Schweiz müsse so viel wie möglich selbst produzieren und nachhaltige Energien fördern. Auch für Isabelle Chassot gilt das Ziel, von den fossilen Energiequellen wegzukommen. 

Kein Tabu mehr: Einheitskrankenkasse

Angesprochen auf die Frage, wie man die Krankenkassenprämien in den Griff kriegen kann, nimmt die Freiburgerin das Parlament in die Pflicht:

Das Parlament hat eine Verantwortung, es hat nämlich alle Vorschläge des Gesundheitsministers [Alain Berset] blockiert.

Chassot fügt an, es dürfe keine Tabus mehr geben((, um eine Lösung zu finden)). Auch eine Einheitskrankenkasse oder Regionalkassen wären für Isabelle Chassot denkbar. Ausserdem wünscht sie sich einen Table Ronde, an den die Teilnehmenden mit konkreten Lösungsansätzen kommen.

Zuwanderung und Migration

In Fragen der Zuwanderung insistiert die Mitte-Politikerin: "Wir müssen unterscheiden zwischen Migration und Asylwesen." In der Migration sieht Chassot einige Vorteile für die Schweiz. Sie sei ein Teil der Lösung für den Fachkräftemangel. Hinsichtlich der Flüchtlingsthematik findet sie aber klare Worte:

Wer ein negatives Asylverfahren hat, der muss auch rückgeführt werden. Da bin ich konsequent.

Dabei soll die Schweiz sich auch im Kampf gegen die Schlepper engagieren. Und trotzdem soll die Solidarität nicht vergessen gehen. Der Ukrainekrieg habe gezeigt, dass die Sicherheit ein fragiles Konstrukt ist. Dafür brauche es eine Verstärkung und Transformation der Armee. Nur so werde die Schweiz als internationaler Partner verstanden: "Denn auch die Sicherheit ist eine internationale Angelegenheit."

Conclusio: Das politische Profil von Isabelle Chassot hat Elemente aus allen Lagern, mit Kritikpunkten an alle Lager, aber immer mit dem Fokus auf die globale Lösungsfindung. 

Ihr Berufswunsch als Kind: Skifahrerin

Im folgenden Steckbrief können Sie Isabelle Chassot von einer etwas persönlicheren Seite kennenlernen. Die Anwältin wollte zum Beispiel als Kind Skifahrerin werden. Und wenn sie Königin der Schweiz wäre, dann würde sie sofort die Monarchie abschaffen, um eine Demokratie zu errichten. 

So präsentieren sich die anderen Kandidierenden: 

RadioFr. - Renato Forni
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